Die Siedlung Park Hill gilt als größter denkmalgeschützter Gebäudekomplex Europas. Auf einer Anhöhe oberhalb des Bahnhofs von Sheffield dominiert sie die ehemals stolze englische Industriestadt; wie eine Stadtkrone mit stets gleicher Oberkante folgen die vier- bis dreizehngeschossigen Riegel dem Geländeverlauf. Bei seiner Fertigstellung im Jahr 1961 wurde der brutalistische Bau mit 995 geförderten Wohnungen nicht nur von Architekten als Symbol des Aufbruchs, als modernes, ehrgeiziges Vorbild zukünftiger Wohnsiedlungen und Vorzeigeprojekt eines großen Wohnungsbauprogramms der damaligen Labourregierung gepriesen. Das Zentrum der Stadt war im Zweiten Weltkrieg großflächig zerbombt, die nebenan gelegene heruntergekommene Arbeitersiedlung als eine der ersten des Landes abgerissen worden. Anstelle der Rücken an Rücken eng gedrängten Reihenhäuser entwarf der damalige Stadtbaumeister mit zwei jungen Mitarbeitern die nord­englische Variante einer Wohnmaschine.Die monumentale, von Le Corbusier ebenso wie von einem Wettbewerbsentwurf von Alison und Peter Smithson inspirierte Anlage bot in schmalen, mäandrierenden Gebäuderiegeln beidseits orientierte, mehrgeschossige Wohnungen mit viel Licht, Querlüftung und weiten Ausblicken über die Stadt hinaus. Doch es ging um mehr als eine modernistische Stilübung. Das Team von Stadt und Architekten wollte einen für Sheffield typischen und funktionierenden Mikrokosmos schaffen, untersuchte mithilfe von Soziologen die Gesellschaftsstrukturen des abgerissenen Viertels. So gab es in Park Hill Läden und Waschsalons, einen Kindergarten, eine Polizeistation und vier Pubs. Die Erschließungswege auf jedem dritten Geschoss, bekannt als »streets in the sky«, übernahmen identitätsstiftend die Straßennamen des alten Quartiers. Sie sollten als Orte der Begegnung dessen Gemeinschaftsgefühl und soziales Leben wieder aufleben lassen, breit ­genug, dass der traditionelle Milchmann mit einem Handwagen entlangfahren konnte.